ADHS – Keiner ist allein krank

ADS / ADHS Keiner ist allein krank – Gesundwerden in Beziehungen
Autorin: Stephanie Vetter Co-Autor: Hans-Peter Hepe

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität (ADS) oder mit Hyperaktivität (ADHS) ist eine im Kindesalter beginnende psychische Störung. Sie zeichnet sich aus durch Symptome, wie ungewöhnlich hohe Ablenkbarkeit, spontane Aktivitäten von kurzer Dauer, überhäufiges Wechseln zwischen Aktivitäten, ständige motorische Unruhe und geringes Durchhaltevermögen bzw. Ausdauer bei der Bewältigung von Aufgaben. Etwa 4 – 8% der Kinder in Deutschland zeigen Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit oder ohne Hyperaktivität.
Seit 2003 ist ADS/ADHS auch im Erwachsenenalter anerkannt. Betroffene im Erwachsenenalter zeigen verschiedene andere psychische Störungen, wie Depressionen, Angststörungen, Störungen des Selbstbildes und Selbstwertgefühls sowie soziale Phobien. Bei Frauen werden auch verstärkt Essstörungen, wie Magersucht und Bulimie als Begleiterkrankung zu ADS/ADHS beobachtet.
Um das Wesen psychischer Störungen, wie ADS/ADHS, zu verstehen, ist es wichtig, sich über das Familiensystem klar zu werden und herauszufinden, welche Rolle die Krankheit in dieser Familie übernommen hat. Wie sind die Beziehungen in der Familie beschaffen? Wie kommunizieren ihre einzelnen Mitglieder miteinander? Welche Vorstellungen haben sie voneinander?
Psychische Störungen sind Störungen in Beziehungen und nicht Störungen in der Seele eines einzelnen Menschen. Keiner ist allein krank.
Der systemische Ansatz basiert auf der Art und Weise, in der die Menschen miteinander kommunizieren und im Kommunizieren dann in Schwierigkeiten kommen können. Wenn ich zum Beispiel meine systemische Arbeit betreibe, ist für mich der Patient nicht das Kind oder Vater und Mutter, sondern die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern.
Kinder mit Symptomen, wie hohe Ablenkbarkeit, haben Eltern mit starren Standpunkten, an denen sie lange festhalten. Nicht kontrollierbares überaktives Verhalten bei den Kindern deutet auf Eltern hin, die alles unter Kontrolle haben müssen. Kinder mit ADHS-Symptomen zeigen auf ein unbewegliches, zögerndes, an Maßstäben und Regeln festhaltendes Familiensystem. Probleme darf es nicht geben, deshalb wird es vermieden, miteinander zu reden, wenn es Konflikte gibt. Immer wieder stößt man in Familien auf das Phänomen, dass sich alles um den „Problemfall“ dreht und sich die anderen Familienmitglieder um diesen herum stabilisieren.
Daher kann die Auslösung der Symptome bei dem Träger nur erfolgen, wenn die Bilder, die die einzelnen Familienmitglieder voneinander haben, zur Sprache gebracht und verändert werden. Familiensysteme gleichen einem Mobile. Wir verändern etwas an einer Stelle, und eine andere kommt in Bewegung.
Doch die erste Aufgabe auf dem Lösungsweg ist es, Eltern von psychotischen Kindern von einer meist eingebildeten Schuld zu entlasten. Sie geben sich die Schuld, das Leben eines Menschen zerstört zu haben. So verfolgte eine Mutter bis heute eine Situation, in der sie ihren etwa vierjährigen Sohn in den Dünen verloren und erst nach einer Stunde wieder fand. Sie muss noch heute weinen, wenn sie davon spricht, wie es ihm damals so allein wohl ergangen ist.

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