Die Mutilpe Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und die zweithäufigste neurologische Erkrankung jüngerer Erwachsener. Auf der körperlichen Ebene zeichnet sich die Krankheit durch zwei wesentliche Merkmale aus. Zum einen treten im Gehirn und im Rückenmark verstreut Entzündungen auf und zum anderen zeigen die neuesten Untersuchungen, dass es zu einer zellulären Schädigung und gänzlichen Untergang der Axone kommt. Ohne jetzt weiter auf die formale Logik einzugehen, könnten wir uns aus systemischer Sicht fragen, was die Analogie zu dieser Krankheit ist.
Übereinstimmend haben die Teilnehmer, mit denen ich systemisch an diesem Krankheitsbild arbeiten durfte, von einer entzündlichen Familienumgebung gesprochen. Sie mussten sich immer wieder einem Familienangehörigen und seinen Forderungen widersetzen. Dass ging manchmal schon so weit, dass man sich selbst irgendwie in Frage gestellt hat. Gehirn und Rückenmark stehen symbolisch für unser Selbst. Und genau in diesem Punkt hat uns unsere familiäre Umgebung immer wieder entzündet. An Entwicklung eines starken Selbst war in dieser Familie nicht zu denken. Im Gegenteil, wir sind in der Art und Weise, wie sich andere Familienmitglieder uns gegenüber verhalten haben und von uns Nachfolge gefordert haben, nicht aufgegangen, sondern untergegangen. Wie die Axone in unserem Körper untergehen. Abgeschlagen im eigenen Lebenslauf, weil unser Selbst nicht gefördert sondern gefordert wurde.
Und so finden wir uns in unserem späteren Leben laufend in Lebensumständen und in Partnerschaften wieder, die uns nicht fördern sondern von uns Nachfolge fordern. Erst wenn wir diese emotionalen Umstände unserer Hintergrundkulisse erkennen und ein starkes Selbst leben lernen, haben wir die größtmögliche Chance, uns von diesem Krankheitsbild zu lösen.
Meine Bewunderung gehört der Frau, die nach der eindeutigen Diagnose von MS, ihr Leben augenblicklich geändert hatte, alle medizinischen Ratschläge in den Wind schlug und fortan so lebte, wie sie es selbst wollte. Zwei Jahre später ergab eine Lumbalpunktion, dass sie keine Multiple Sklerose mehr hatte.
MS ist keine klassische Erbkrankheit, ist nicht ansteckend und nur selten tödlich. Damit liegt kein Defekt-Symptom, sondern ein Prozess-Symptom vor, und einen Prozess kann man bekanntlich verändern.