Das ICH entsteht und verwirklicht sich im zwischenmenschlichen Miteinander mit einem DU und damit im WIR. Damit sind zwischenmenschliche Beziehungen und Bindungen von entscheidender Bedeutung und keine verzichtbare Folklore. So weisen zum Beispiel neugeborene Kinder, die längere Zeit keine Bezugsperson hatten, im späteren Leben neuropsychologische und -physiologische Entwicklungsstörungen in der Emotionalität und in der Motorik auf.
Das ICH und das DU im WIR und unsere Sprache sind somit elementare Grundbedingungen menschlichen Daseins. Allein durch die Logik der Sprache kann der Mensch seine Existenz und die Existenz des Anderen bejahen – oder verneinen und vernichten!
Deshalb müssen Menschen ihr Miteinander über konsensfähige Verhaltensnormen regeln, was aber nicht automatisch für Jeden eine Zufriedenheit mit dem Konsens bedeutet. Vernunft ist eben nichts Automatisches – wer glaubt durch konsensfähige Vernunft den Anderen zu erobern, liegt vielfach falsch. Der beste Beweis dafür sind 20 Millionen Raucher!
Wenn zwei Lebewesen über längere Zeit hinweg interagieren, sich also gegenseitig zu Strukturänderungen anregen, parallelisieren sich ihre Strukturen und vor allem ihre Nerven-systeme. Die dabei ausgebildeten Gemeinsamkeiten sind konsensuelle Bereiche. Dieser Prozess endet, wenn es zu Strukturveränderungen kommt, die den konsensuellen Bereich überschreiten und so keinen Anschluss ermöglichen (H. Maturana, 1982: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit).
Konsens bedeutet demnach Übereinstimmung von Lebewesen hinsichtlich einer interagierenden Thematik. Das bedeutet jedoch noch nicht gleichzeitig eine Zufriedenheit der Beteiligten mit den Strukturänderungen.
Eine Aufrechterhaltung des Konsens trotz fehlender Aufrichtigkeit,
– Verzicht von eigener Meinung, um die Harmonie in der Gruppe zu bewahren.
– Zurückstellung eigener Meinung,
– Widerstand bei anderer Thematik,
– völlige Aufgabe eigener Meinung,
– einen faulen Kompromiss eingehen,
– oder die kategorische Ablehnung einer Alternative
führt zwangsläufig in der Folge zu negativen Rückkopplungen in Form von psychosomatischen Störungen in unserem Körper.