Die Soziologie des Selbst steht für die Erkenntnis, wie sich heute Menschen selbst und ihre Existenzweisen verstehen, sich aus normativen Anforderungen und Rollenangeboten (Selbstkontrolle und Fremdkontrolle), an denen sie ihr Tun und Lassen orientieren, und sich aus zwischenmenschlichen Beziehungen, die und mit denen sie ihr Verhalten regulieren, erklären.
Dabei subjektiviert sich das Selbst nicht durch Positionen und Zugehörigkeiten, sondern durch das, was von Anderen unterscheidet!
Die Unterscheidung ist der Urknall unseres soziologischen Selbst, dem niemand entgeht.
Der Mensch wird zum subjektiven und sozialen Selbst, weil er das Leben führen muss, welches er bereits schon lebt. Er bezieht seine Handlungsfähigkeit aus seinem sozialen Umfeld, gegen das er seine Autonomie behaupten muss.
Das Selbst zu erlangen, bedeutet durch Fremdkontrolle abhängig von Anderen zu sein und gleichzeitig durch Bewusstsein und Selbstkontrolle seiner eigenen Identität verhaftet zu sein.
Damit ist das Selbst zugleich Wirkung und Voraussetzung von Kontrolle. In dieser Verschränkung liegt das Paradox (scheinbarer Widerspruch) der Selbstkonstitution.
Das Selbst ist damit weder ausschließlich gefügiges Opfer seines sozialen Umfeldes, noch eigensinniger Opponent, sondern immer schon Effekt ursächlicher Fremd- und Selbstkontrolle.
Die daraus entstehenden Widersprüche (Paradoxien) lassen sich nur schwer auflösen, deshalb prozessieren sie als Probleme in unserem sozialen Leben.
Psychosomatische Krankheiten in unserem Körper oder Handlungsstörungen im außen sind demnach in erster Linie Ausdrücke von Widersprüchen (Paradoxien) des Selbst gegenüber seinem sozialen Umfeld, die als Problem fortlaufend prozessieren!
Der Mensch sollte sich deshalb mit Hilfe professioneller Berater einem permanenten Selbstmonitoring unterziehen, um die Flugbahn seines Lebens immer wieder neu zu adjustieren – um den Risiken eines Absturzes vorzubeugen.
Dabei ist entscheidend, dass der Berater in erster Linie nicht darauf achtet, was für Vorstellungen der Mensch von sich hat, noch welchen Bedingungen er ohne seines Wissens ausgesetzt ist, sondern eher, was er tut und wie er es tut!
Das heißt die Art und Weise, wie der Mensch sich zu seinem sozialen Umfeld unterscheidet, wie er sein handeln organisiert und wie er darauf reagiert, was andere tun oder eben nicht-tun, ist zu modifizieren.
Achtung: Dabei geht es nicht freudianische Psychoanalyse, sondern um eine Rekonstruierung, wie das Selbst in seinem sozialen Umfeld reagiert und es gleichzeitig regiert! Regieren heißt in diesem Sinne, das eventuelle Handeln des Anderen zu strukturieren.
Dieser Umstand ist besonders wichtig im Management: Wer Andere regieren, also das Handeln des Anderen strukturieren will, muss zunächst sein eigenes Handeln strukturieren.
Dies gelingt nur mit professionellen Beratern, die das ganze System aus soziologischer Sicht betrachten.