Es ist, wie es ist – Einsam unter Vielen

Niemand käme auf die Idee, ihn einsam zu nennen. Fünf Geschwister hat Andreas B., und wenn alle zu Hause sind, dann ist es eng in der kleinen Wohnung. Manchmal wäre Andreas ganz gern allein, weil man das Alleinsein braucht, wenn man 13 Jahre alt ist. Doch für eine größere Wohnung reicht das Geld nicht, das der Vater verdient. Es reicht kaum für den Alltag, jeder Monat ist ein Drahtseilakt ohne Netz. Die Kleider stammen vom Flohmarkt, die Lebensmittel vom Discounter. Und wenn das Geld ganz besonders knapp ist, dann werden die Buskarten gestrichen und die Kinder laufen in die Schule. Andreas hat Probleme mit der Schule, was an den anderen Kindern liegt und an den Kleidern vom Flohmarkt. „Die Kinder sagen zu mir: Du hast schlechte Klamotten an, du bist Sperrmüll.“ Andreas mag nichts mit anderen Kindern unternehmen, weil sie ihn ungestraft zum Sperrmüll schieben. „Es ist, wie es ist“, sagt Andreas resigniert und bleibt zu Hause – einsam unter Vielen.
Fast zwei Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut. Wenn Politik und Gesellschaft ihnen nicht helfen, dann werden sie nicht nur die Armut von ihren Eltern erben, die schlechte Gesundheit und die fehlende Bildung, sondern auch die Einsamkeit. Sie sind in ihrem Leben bedroht und völlig verlassen – obwohl Menschen sie umgeben. Es hängt vom Zufall oder vom Engagement Einzelner ab, ob ein Mensch sich als ein geachteter Teil von einem Ganzen fühlt oder vegetiert und verzweifelt.

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