Jeder ist ein Genie

Aber wenn man den Fisch danach beurteilt, ob er auf den Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.

In einer Zeit des technischen Fortschritts und des wirtschaftlichen Risikos entschlossen sich viele Eltern in der Tierwelt, ihren Kindern unmissverständlich das nötige Wissen und die erforderlichen Fertigkeiten geben zu müssen, die sie vor dem sicher geglaubten Untergang bewahren würden.

Alle Kinder sollten die gleichen Fertigkeiten, wie Rennen, Klettern, Schwimmen und Fliegen, besitzen, nur so könnten Sie gegenüber den Herausforderungen der Zukunft bestehen. Die Eltern wollten eben nur das Beste für ihre Kinder, und sie würden später schon verstehen, dass sie aus Liebe so streng waren (die wohlmeinenden Einpeitscher).

Die Ente war hervorragend im Schwimmen. Allerdings zeigte sie nur eben befriedigende Leistungen in Fliegen und war sehr schwach in Rennen. Da sie nur sehr langsam rennen konnte, musste sie das Rennen immer wieder üben. Dies wurde so lange von ihren Eltern verlangt, bis ihre Schwimmfüße ziemlich zerschlissen waren und sie damit nur noch mäßig schwimmen konnte. Mittelmäßige Leistungen wurden aber durchaus akzeptiert, so dass sich darüber niemand aufregte, nur die Ente selbst – und hatte im Erwachsenendasein viele Entzündungen.

Das Kaninchen war zunächst Bester in Rennen, bekam aber bald einen Nervenzusammenbruch wegen des vielen Nachhilfeunterrichts in Schwimmen. Und das Fliegen wollte gar nicht klappen – und so wurde es von seinen Eltern verständnislos in die Psychiatrie gebracht.

Das Eichhörnchen war herausragend im Klettern, wurde aber beim Fliegen schnell demotiviert, da die Eltern verlangten, vom Boden zu starten und nicht vom Baumwipfel. Durch Überanstrengung bekam es schließlich Rückenschmerzen und erreichte im Klettern nur noch die Note befriedigend und in Rennen ausreichend – und die Eltern fühlten sich mit diesem Kind bestraft.

Der Adler war ein Problemkind und musste ernsthaft ermahnt und auch bestraft werden. Im Klettern bis zum Baumwipfel war er der Schnellste, ließ sich aber nicht davon abbringen, es so zu machen, wie er es wollte. Ein wahrer Querulant und Rebell, dem man mit aller Härte seinen Willen brechen musste. Jetzt pickte er Körner am Boden und hatte jede Menge Allergien und Nahrungsunverträglichkeiten.

Am Ende waren sie alle nur noch Durchschnitt und sehr krank.
(In Anlehnung an: Fundamentals of Neuropsychologie)

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1 Kommentar

  1. Susann

    Das ist ja eine super „Geschichte“. Genauso ist es im richtigen Leben. Ich trainiere schon einige Zeit Kindersportgruppen und muß feststellen, daß viele Kinder denken sie sind absolut unsportlich, nur weil sie im Sportunterricht schlechte Noten bekommen. Nach einiger Zeit gemeinsamen Sports erfahren wir, daß es immer ein Sportgebiet gibt, in dem sie besonders gut sind und daß es nicht immer nur um Schnelligkeit geht. Leider wird durch den Schulsport vielen Kindern die Freude am Sport vermießt.

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