Schuld – Eine seelische Sackgasse!

Nichts ist so intim wie die eigene Schuld. Die Aggression, mit der Schuldfragen abgewehrt werden, ist besonders auffällig in Paartherapien. Dort prallt Unschuld regelmäßig auf Beschuldigung. Es ist bemerkenswert, mit welch verbalen und non-verbalen Verrenkungen selbst die offensichtlichsten Fehler verdrängt werden.

Wir alle verdrängen unsere Schuld, weil sie auch immer Schmerz bedeutet, und viele tun sich einfach schwer, die Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Sie haben sich in frühen Jahren ein entlastendes System aus Fremdbeschuldigung und Selbstmitleid zurechtgelegt, waren sie doch als Zöglinge für alles was in der Erziehung schief lief schuldig und nicht etwa die Eltern. Und so sieht sich fast jeder als Opfer und macht sich die Auseinandersetzung mit Schuldfragen vermeintlich leicht, indem er die Schuld und Fehler nichtanwesenden Dritten in die Schuhe schiebt. Die beliebtesten Sündenböcke dafür sind Eltern, Lehrer, Chefs, Gesellschaft, und wenn das nicht reicht, dann eben Schicksal, Gene und Hormone.

Das bedeutet jedoch, dass wir in Opferfalle und Fremdbeschuldigung steckenbleiben. Es scheint fast, als hätten wir unser Schuldbewusstsein verloren oder versuchten, es krampfhaft auszumerzen, wie eine schwere Krankheit. Es wird gemobbt, geprügelt, verletzt, betrogen, beleidigt, gekränkt. Aber Schuld daran haben ausnahmslos die anderen! Doch gerade eine konsequente Schuldabweisung und die völlige Unfähigkeit zur Selbstkritik machen auf Dauer beziehungsunfähig und krank.

Und Krankheiten, die auf verdrängter Emotionen aufblühen, sind vielfältig: Wer seine Schuld bewusst dauerhaft leugnet, der muss sich über psychosomatische Schmerzen nicht wundern und wer darauf wartet, dass sich andere entschuldigen, und seinen eigenen Anteil nicht sieht, kämpft um seinen Selbstwert – und sein Körper mit Autoimmunerkrankungen.

Jeder kennt doch selbst die Last, wenn man mit Schuldgefühlen kämpft, und über sich und sein Umfeld grübelt und unfähig ist, seinen Teil der Schuld einzugestehen. Folge dieses emotionalen Dauerstress ist Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, veränderte Blutfettwerte, was wiederum emotional stresst und pessimistisch, unzufrieden, reizbar, aggressiv macht ? und der Teufelskreis schließt sich.

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