Im Bannkreis des Anderen – Persönlichkeiten haben großartige, wenn auch oft verkannte Gaben: Sie sind kooperativ, teamfähig und zuverlässig. In Beziehungen kann man sich auf ihre Treue verlassen. Ihre Freundschaften sind von warmherzigen und tiefen Gefühlen geprägt. Sie sind oft sehr originell und witzig, haben einen manchmal skurrilen Humor und setzen sich mit Leib und Seele für die Menschen ein, die sie lieben.
Doch sie können leicht von Selbstzweifeln befallen werden; das macht sie vorsichtig, furchtsam und misstrauisch. Wenn man bedenkt, wie vielen Gefahren ein kleines Kind schon vor der Geburt und dann in seinen ersten Wochen und Monaten ausgesetzt ist, kann man verstehen, dass es unzählige Menschen gibt, die die Devise entwickeln: «Die Welt ist gefährlich. Man muss auf der Hut sein. Ich muss unbedingt Sicherheit finden.»
Viele Im Bannkreis des Anderen» – Persönlichkeiten berichten, dass sie kein Urvertrauen entwickeln konnten, weil sie unbeherrschte, unberechenbare oder gefühlskalte Eltern hatten. Sie wurden ohne ersichtlichen Grund bestraft oder gelobt, weil die Eltern auf diese Weise ihre eigenen Konflikte abreagierten. Ihnen wurde Angst gemacht, um sie zu kontrollieren, getarnt mit Begriffen wie Loyalität und Gehorsam. In Wirklichkeit ging es darum, dass sie vor ihren Eltern kuschen sollten. Diese Art von Gehorsam ist die Folge von Angst.
Sie fühlten sich allein gelassen, denn durch das unberechenbare Verhalten der Eltern bekamen sie niemals Halt. Ein Mangel an echtem Selbstvertrauen führt dazu, dass sich Im Bannkreis des Anderen – Persönlichkeiten nach Autoritäten umsehen, nach jemandem, der Sicherheit bietet, berühmt ist oder eine Machtposition innehat und sagen kann, wo es langgeht.
Diese Menschen sehnen sich nach Sicherheit. Sie wollen sich nicht mit Grautönen auseinandersetzen; sie wollen eine Welt, die übersichtlich in Schwarz und Weiß aufgeteilt ist, und eine Wahrheit, die absolut sicher ist.
Viele Im Bannkreis des Anderen – Persönlichkeiten berichten von Brüchen in ihrer Lebensgeschichte. Sie konnten das Studium oder die Ausbildung nicht zu Ende führen; oft wurden sie kurz vor einer Prüfung von einer lähmenden Versagensangst überfallen, oder sie kamen beim Lernen nicht voran, weil sie jedes Detail genau überprüfen und alle Widersprüche ausschalten mussten. Die Sisyphusarbeit, die eigene Meinung lückenlos abzusichern, kann schließlich dazu führen, dass man scheitert. Sie produzieren geradezu Situationen, in denen sie am Ende Schiffbruch erleiden. Sie «umgehen» ihre Ängste, indem sie anderen bei ihren Erfolgen helfen, oder setzen sich unerreichbare Ziele, sodass der Misserfolg vorprogrammiert ist. Sie kämpfen zwanghaft um ihr Überleben, was bisweilen masochistische Züge annehmen kann.
Eine ihrer großen Begabung ist der «sechste Sinn» für Ungereimtheiten und versteckte Gefahren. Sie selbst vermeiden Fehlverhalten, halten sich penibel an Normen, Gesetze und Regeln und achten darauf, dass auch niemand anders die festgelegten Abmachungen bricht.
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