Wie die Deutschen zu apokalyptischen Spießern wurden

In Deutschland grassiert wieder ein Fieber, das uns in zyklischen Abständen heftig befällt. Es herrscht Weltuntergang, und alle sind wahnsinnig betroffen. DIE MENSCHHEIT HAT NOCH 13 JAHRE ZEIT! brüllt die Bildzeitung in 80-Punkt-Lettern auf ihrer Titelseite – just neben dem täglichen Seite-1-Girl und den schrillsten Gottschalk-Wetten. Im Frühstücksfernsehen werden London-Touristen im Flugzeug vor laufender Kamera verhört, ob sie sich nicht für ihre CO2-Ausdünstungen schämen. CDU und CSU, die noch vor Kurzem jeden Umweltschützer als Volksfeind verteufelten, üben plötzlich grüne Formeln auswendig. Alle, bis hinauf zu den Konzernchefs, fahren nur noch Polo. Wer wollte da noch widersprechen?

Ist das nicht alles mehr als gerechtfertigt, wenn die Klimakatastrophe, dieses finale Endzeitspektakel, unmittelbar vor der Tür steht? Wenn ich ehrlich bin: Ich glaube nicht daran. Kann sich jemand noch an das Waldsterben erinnern, das uns vor 3 Jahrzehnten garantiert die letzte Fichte rauben sollte? Wie war das mit der Vogelgrippe? Dem Feinstaub? Der demografischen Katastrophe? Dem Ozonloch? Gewiss: Es wird wärmer, und der Mensch hat einen Anteil daran.
Aber wir wissen nicht, wie hoch dieser Anteil ist und wie stark die Veränderungen sein werden. In der Geschichte des Planeten hat es immer wieder Klimawandel gegeben, auch vor 250.000 Jahren, als meines Wissens keine Autos fuhren. ALLE Spezies, die es auf der Erde gibt, verändern die Atmosphäre zu einem gewissen Grad und müssen sich an Klimaveränderungen anpassen.
Ohne diesen Wandel gäbe es keine Evolution. Ich glaube nicht, dass sich das Klima langfristig vorhersagen lässt – zu komplex sind die Systeme der Atmosphäre. Als Gesellschafts-Beobachter sehe ich allerdings das pathologische Bild einer medial geschürten Hysterie. Hier wird mit Schuld und Sühne operiert, also mit uralten biblischen Motiven. Mit Schreckensmärchen ließ sich immer schon Politik machen, Ideologie verbreiten – und gewaltig Geld verdienen.

Wir alle sind Opfer des GROSSEN KRISOTAINMENTS;
„Weltretten“, das jetzt zu einer Art bildzeitungsbeglaubigtem Volkssport zu werden scheint, ist Political Correctness in Hausschlappen. Der Apokalyptiker geht mit dem Spießer eine unheilige Symbiose ein. Heraus kommt eine lebens- und menschenfeindliche Ideologie, à la „Der Mensch ist ja nur ein schmutziger Parasit auf diesem Planeten, kann sich eh nicht ändern und wird hoffentlich bald aussterben.“ Man schaue sich nur die Leserbriefe in den Zeitungen an!

Nein, ich glaube nicht an die Klimakatastrophe. Ich glaube (schon seit Jahrzehnten), dass es sinnvoll ist, neue, smarte Techniken zu entwickeln und sich vom fossilen Zeitalter zu verabschieden. Und wir schaffen das! Viele Trends gehen längst in diese Richtung, unzählige Unternehmen arbeiten an dieser Aufgabe – diese Ausgabe wimmelt von Beispielen. Aber all das kann man am besten unterstützen, wenn man aufhört, dauernd Alarm und Zeter und Mordio zu schreien. Tun wir’s also!

(Matthias Horx www.zukunftsinstitut.de)

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